Dr. Martin Gross ist…

Dr. Martin Gross

Wer bin ich

Ich bin ärztlicher Direktor der MEDIAN Klinik Bad Tennstedt. Meine Ausbildung zum Facharzt für Neurologie mit Spezialisierung in Intensivmedizin, Palliativmedizin, Schlafmedizin und Notfallmedizin hat mich in diverse neurologische, pneumologische und psychiatrische Fachabteilungen geführt. Ich schreibe Fachbücher und –artikel über Beatmungs- und Palliativmedizin und engagiere mich in den Gremien der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation, der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für außerklinische Beatmung und Intensivversorgung und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Am Standort Oldenburg leite ich die Weiterbildungen zum Atmungstherapeuten der Deutschen Gesellschaft für pflegerische Weiterbildung (DGpW). Privat begeistere ich mich für meine Familie, Sport, Kunst, Musik, Literatur und Reisen.

Eines morgens bin ich aufgewacht und…

…habe einen Tag wie jeden anderen erlebt: Herausforderungen der Arbeit meistern, eine gute Zeit mit der Familie verbringen, nette Menschen treffen und etwas Sport treiben. Es war ein Tag wie jeder andere. Ich denke, dass die durch uns begleiteten Menschen ebenso das Recht haben, Tage zu erleben, die ihren Vorstellungen und Wünschen entsprechen, und einen eigenen Lebensplan zu entwickeln. Wir sind nur Ermöglicher.

Welche Menschen, Institutionen und Partner bereichern Deinen (Berufs-) Alltag?

Das interdisziplinäre und intersektorale Arbeiten für die Verbesserung der Situation von Menschen mit schweren Beeinträchtigungen und ihren Angehörigen macht mir viel Freude. Von den Patienten und ihren Angehörigen lerne ich jeden Tag vieles, was mir für die Behandlung anderer Patienten hilft. Genauso Freude macht mir das Arbeiten an der Schnittstelle von Klinik, Lehre, Wissenschaft und Ausgestaltung des Versorgungssystems. Hier habe ich auch einen Eindruck erhalten, was wir in Deutschland zukünftig benötigen werden:

Interdisziplinär und intersektoral arbeitende Strukturen

Die Versorgung von Patienten in der ambulanten Intensivpflege sollte nicht in überregional arbeitende große Zentren organisiert sein, sondern die Strukturen der Versorgung sollten für die Patienten regional erreichbar sein oder – bestenfalls – zu ihnen kommen, beispielsweise als ambulante Teams.

Förderung für Versorgungsforschung und Telemedizin

Ein fundiertes, umfassendes Verständnis der Versorgungslandschaft im Bereich der Außerklinischen Intensivpflege, Beatmungsentwöhnung und Frührehabilitation ist wissenschaftlich bisher nicht erarbeitet worden. Obwohl die Notwendigkeit der Telemedizin mittlerweile anerkannt ist, fehlt es an ganzheitlichen Ansätzen, wie Telemedizin wirklich die Versorgung verbessern kann. Versorgungsforschung in diesen Bereichen sollten gezielt gefördert werden.

Akutstationäre Kapazitäten für Beatmungsentwöhnung, Dekanülierung und Frührehabilitation

Die Region Nordwest-Niedersachsen, und wahrscheinlich auch andere Regionen in Deutschland, benötigt mehr stationäre Behandlungsplätze für Beatmungsentwöhnung, Dekanülierung und neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation. Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass in der Region Niedersachsen-Bremen nicht einmal jeder zweite angemeldete Patient einen Behandlungsplatz in der Neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation erhält. Die Problematik ist nicht auf den neurologischen, anästhesiolgischen oder pneumologischen Fachbereich beschränkt. Alle werden benötigt, um die zukünftigen Herausforderungen, zu denen auch die AKI-Richtlinie gehören wird, zu meistern.

Atmungstherapie

Wir benötigen meiner Ansicht aufgrund des rapiden Zuwachses an Wissen und Therapiekonzepten sowie der zunehmenden Herausforderungen eine Akademisierung und modulare Spezialisierung der Atmungstherapie, die sich am US-amerikanischen Modell orientiert.

Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigung

Viele Menschen mit Beeinträchtigung, auch mit Beatmung oder Trachealkanüle und Lähmungen möchten Schul- und Berufsbildung, aber auch eine gleichberechtigte Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt. Den Weg dahin müssen sie sich mühsam selber erarbeiten. Es werden systematische Konzepte benötigt, um Ihnen den Weg zu ebenen und ihnen zu ermöglichen, im Arbeitsleben einen Beitrag gemäß ihren Fähigkeiten zu leisten.

„Gute außerklinische Intensivpflege arbeitet patientenzentriert und angehörigenorientiert als Teil eines interdisziplinären Teams, damit der Patient optimale Teilhabe erfährt, einen möglichst guten körperlichen Zustand hat und möglichst wenig Leid erfährt. Politik und Kostenträger sind in der Verantwortung, bedarfsgerecht gemeinsam mit den Leistungserbringern die für diese wichtige Arbeit erforderlichen Strukturen zu entwickeln.“

Wo steht die Pflege momentan?

Der Personalmangel im Bereich der Pflege macht mir im Bereich der Intensivmedizin, Beatmungsentwöhnung und der Frührehabilitation sehr zu schaffen. Wir brauchen aber nicht nur mehr Pflegekräfte und Wertschätzung des Pflegeberufs, sondern auch Möglichkeiten für jeden einzelnen, sich im Bereich der Pflege mit eigenen Expertisen weiterzuentwickeln. Nicht ausreichend gewürdigt wird im Zuge der aktuellen Kostendiskussion, wie sehr die außerklinische Intensivpflege benötigt wird, um schwer Betroffenen eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Auch benötigt die außerklinische Intensivpflege ausreichend Unterstützung von Fachärzten, um die Patienten gut zu versorgen: Allgemeinmediziner, Neurologen, Pneumologen, Anästhesisten, Kinderärzte, Palliativmediziner, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte… hier sind alle gefragt,

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