Matthias Küffner
Mein Name ist Matthias Küffner! Seit meiner Geburt im Jahr 1973 arrangiere ich mich mit einer unheilbaren Muskelkrankheit. Wurde von den Medizinern meine Lebenserwartung auf 4 – 6 Jahre eingeschätzt. Kürzlich durfte ich meinen 50. Geburtstag feiern und ich habe allen gezeigt, dass es mit einer gesunden Lebenseinstellung, viel Motivation und positiven Denken trotz körperlicher Behinderung ein sehr schönes Leben zu leben gibt. Aufgeben wäre die falsche Devise, denn niemand kann vorhersehen, wie lange ein Leben dauert. Es kann bei Jedem jeden Moment vorbei sein.
Ich lebe in einem Körper, der sich nicht bewegt. Aber mein Geist tanzt und ich lebe hier und jetzt, ich lebe glücklich – wie alle anderen auch, vielleicht sogar noch glücklicher als angeblich „gesunde“ Menschen! Nach meiner Ansicht hat jeder Mensch eine Behinderung. Nur bei manchen ist diese eben sichtbar.
Viele sagen, ich wäre ein armer Kerl und bemitleiden mich, doch in Wahrheit durfte ich durch mein Handicap viele kostbare Erfahrungen machen, unbezahlbare Momente Erleben und wertvolle Menschen kennenlernen, auf die ich nie hätte verzichten wollen. Mein Handikap macht mich nicht arm, es macht mich reich – sehr reich! Viele Menschen sehen mich als Vorbild!
Seit 1992 arbeite ich im Support für elektronische Hilfsmittel und darf jeden Tag anderen Menschen mit Behinderung durch meine berufliche Qualifikation als Programmierer helfen. Das ist ein schönes Gefühl, denn ich möchte auch etwas davon zurückgeben, was mir gegeben wurde. Nebenberuflich habe ich ein kleines IT- Unternehmen, mit dem ich diverse online-Services (wie zum Beispiel Erstellung von Internetseiten) anbiete.
Schließlich, aber nicht zuletzt, arbeite ich als Speaker und Motivator. Neben Einzelberatungen und persönlichen Coachings halte ich auch Vorträge in Firmen, Pflegeschulen und auch Motivationsvorträge in der Öffentlichkeit.
Was hilft, wenn alles schief läuft?
Hier habe ich zwei Rezepte: eine für mich gute Möglichkeit stellt die Meditation da. Hierdurch werde ich wieder geerdet und kann die Dinge realistischer und sachlicher betrachten. Diese Methode durfte ich in den vergangenen drei Jahren durch eine gute Freundin erlernen. Gerade wenn man sich wie ich nicht bewegen kann, um Aggressionen (zum Beispiel durch Power Sport) abzubauen, ist das ein wahres Wundermittel. Eine andere Möglichkeit ist der Aufenthalt in der Natur. Ich habe einen Hund und die Spaziergänge mit ihm, die häufig mehr als 10 km betragen, bringen mich auch wieder auf die Erde zurück.
Hast du gedankliche Anker oder welche positiven Glaubenssätze hättest du gerne schon früher gehört?
Ja! Einer meiner wichtigsten Glaubenssätze ist eine buddhistische Weisheit. Sie lautet:
Wenn du denkst, dass alles zu zerbrechen scheint, dann bleibe ruhig. Es sortiert sich nur neu!
Was macht dich sprachlos?
Wenn ich hier alles aufzählen würde, was mich tatsächlich sprachlos macht, dann würde die Internetseite einen Overflow bekommen. Deshalb möchte ich mich hier auf ein paar der wichtigsten Dinge begrenzen: Am häufigsten rege ich mich darüber auf, wie mit unseren Gesundheitssystem umgegangen wird! Pflegekräfte werden von der Gesellschaft kaum als wertvoll betrachtet. Häufig müssen sie sich anhören, dass sie „Arschputzer“ sind. Auch finde ich es unverantwortlich, wie die Politik die Pflege mit Füßen tritt. Ein sehr trauriges Kapitel unserer Zeit.
Ein weiterer Punkt, den ich hier nennen möchte, ist der Umgang unserer Zivilisation mit der Natur. Es scheint, als hätten viele noch nicht begriffen, dass wir von der Natur abhängig sind und nicht sie von uns. Immer wieder zeigt uns die Natur ihre Macht und wir haben schon unzählig viele „Warnschüsse“ bekommen. Als letzten Punkt möchte ich hier auch noch mein Verwundern darüber äußern wie viele Menschen aufgrund von Kleinigkeiten (zum Beispiel ergrauen der Haare oder den nicht perfekten Body) unglücklich sind.
Aber ich dürfte häufig auch schon oft erleben, dass Menschen zu mir gesagt haben, dass ich Ihnen sehr viel besser geht seitdem sie mich kennen. Das ist für mich eine wundervolle Erfahrung, denn somit kann ich durch meine Existenz anderen Menschen eine bessere Lebensgrundlage schaffen!
Wo steht die Gesundheitsversorgung momentan?
Unsere Gesundheitsversorgung steht kurz vor dem Zusammenbruch. Hierbei meine ich nicht nur die schlechte Bezahlung und dem beschämenden Umgang der Politik mit diesem System sondern auch der gesellschaftliche Umgang mit Pflegekräften. Auch die immer mehr werdende Bürokratisierung in der Pflege kostet unendlich viel unnütze Zeit. Alleine in meiner Versorgung müssen die Pflegekräfte täglich rund 20 Minuten dokumentieren. In dieser Zeit würde ich lieber duschen oder baden. Kaum vorstellbar wie viel Zeit dann in Pflegeheimen oder Krankenhäusern dafür fehlt.
Was verstehst du unter dem Soll-Zustand von außerklinischer Gesundheitsversorgung. Welche Dinge müsste man zügig angehen?
Die Politik müsste endlich verstehen, dass es unzählige Menschen gibt, die nur zu Hause überleben können. Dies hat vor allem auch moralische und seelische Gründe. Für mich selber wurde sich ein Heim, egal welcher Art, als Gefängnis anfühlen. Auch die qualifizierte medizinische Versorgung könnte dort nicht so gewährleistet werden wie hier zu Hause Ich würde dort vertrocknen wie eine Blume und schließlich sterben. Durch die außerklinische Versorgung kann ich ein Leben leben, welches sich ganz normal anfühlt, so als hätte ich keine Behinderung. Dadurch lebe ich!
Was verstehst du unter dem Soll-Zustand von außerklinischer Gesundheitsversorgung. Welche Dinge müsste man zügig angehen?
Die Politik müsste endlich verstehen, dass es unzählige Menschen gibt, die nur zu Hause überleben können. Dies hat vor allem auch moralische und seelische Gründe. Für mich selber wurde sich ein Heim, egal welcher Art, als Gefängnis anfühlen. Auch die qualifizierte medizinische Versorgung könnte dort nicht so gewährleistet werden wie hier zu Hause. Ich würde dort vertrocknen wie eine Blume und schließlich sterben. Durch die außerklinische Versorgung kann ich ein Leben leben, welches sich ganz normal anfühlt, so als hätte ich keine Behinderung. Dadurch lebe ich!
Wie siehst du die Verbindung von Menschen mit Versorgungsbedarfen, An- und Zugehörigen und dem Behandlungsteam/Helfern/Ärzten?
Die Verbindung ist absolut notwendig und wichtig. Ich habe ein hervorragendes Ärztenetzwerk, wundervolle Assistenzkräfte und kompetente Therapeuten in meinem Leben. Dafür bin ich unendlich dankbar und glücklich.
Wo soll Gesundheitsversorgung hinkommen, wie soll sie wahrgenommen werden?
Hierzu habe ich oben bereits sehr viel geschrieben. Jedes weitere Wort wäre unnötig.
Aber eines möchte ich dennoch ergänzen: ich wünsche mir, dass jeder Politiker, der für die Pflege Entscheidungen trifft, mindestens vier Wochen Praktikum in einer entsprechenden Einrichtung machen sollte. Hierzu zähle ich auch die außerklinische Gesundheitsfürsorge. Gerne bin ich bereit ein solches Praktikum anzubieten.
Mehr über mich, meine Lebenseinstellung und über mein Handikap erfahren Sie unter: