Prof. Dr. Marcel Sailer
Krankenpfleger mit Lust an der systematischen Analyse
Als Krankenpfleger, Pflegepädagoge und Humanbiologe bin ich seit vielen Jahren in der stationären und ambulanten Gesundheits- und Pflegeversorgung tätig. Viele Jahre davon in der beruflichen Bildung. Seit zehn Jahren begleite ich akademische Pflegekräfte auf ihrem beruflichen Entwicklungsweg. Fragen, wie es in der Gesellschaft gelingt, junge, kreative und kluge Köpfe für den Pflegeberuf zu gewinnen, und Ihnen Perspektiven für einen langfristigen Verbleib zu entwickeln, beschäftigen mich daher täglich. Bewusst spreche ich hier von Köpfen und nicht von Händen, die unsere praktische Arbeit ausmachen. Es sind aber gerade die pflegediagnostischen Überlegungen, die konzeptuellen Ideen, das kritische Denken und Problemlösen in zeitdringlichen und komplexen Situationen, welche den qualitativen Unterschied machen. Hierin begründet sich die pflegerische Kunstfertigkeit und der hohe Anspruch der Profession in der Versorgung pflegebedürftiger Menschen.
Deshalb setze ich mich insbesondere für die Entwicklung, Transparenz und Förderung der Fachlichkeit ein, welche im politischen und öffentlichen Diskurs zu häufig vernachlässigt wird. Die außerklinische Intensivpflege steht sinnbildlich für das Spannungsfeld zwischen höchsten, fachlichen Anforderungen auf der einen, sowie strukturell eingrenzenden oder belastenden Rahmenbedingungen auf der anderen Seite. Seit vielen Jahren schätze ich die Arbeit mit den Kolleg*innen sehr, welche ihre Fachlichkeit täglich einsetzen, um eine hochwertige, vollständige und fürsorgliche Versorgung zu gewährleisten.
Das macht es so spannend – und herausfordernd
Alle Bemühungen, seien es berufspolitische, fachliche oder gesellschaftliche sind letzten Endes daran zu messen, wie es den pflege- und versorgungsbedürftigen Personen gelingt, Ihre Lebenssituation selbstbestimmt und autonom zu bewältigen. Es geht darum, ein höchstmögliches Maß an Patientensicherheit und Versorgungsqualität zu gewähren. Und das ist im hektischen, beruflichen Alltag wahrlich eine besondere Herausforderung. Je besser es politisch gelingt, die Strukturen an den Bedarfen der pflege- und unterstützungsbedürftigen Menschen zu orientieren, desto umfassender wird es auch gelingen, professionell Pflegenden eine zufriedenstellende Arbeitsumgebung mit entsprechender Karriereentwicklung zu gewährleisten. Auch das lässt sich in der außerklinischen Intensivpflege beispielgebend beobachten.
Mein Wunsch für die nahe Zukunft
Möge der große Handlungsdruck dazu führen, dass die angestoßenen Reformprozesse auch nachhaltig verfolgt und konsequent zu Ende gedacht werden. Hilfreich ist hier sicherlich der Blick über den Tellerrand hinaus. In meinem Verständnis basiert dieser Blick auf einer wissenschaftlichen Perspektive im internationalen Austausch und Vergleich, konsequent interprofessionell entwickelter Versorgungsstrukturen sowie einer entsprechenden Berücksichtigung der Pflegefachlichkeit in den politischen Gremien. Berücksichtigung meint dabei nicht die bloße Anhörung, sondern eine pflegefachliche Prozessgestaltung – an den Zielen der Selbstbestimmung und Autonomie der Pflegebedürftigen ausgerichtet. Die Power und die Motivation erlebe ich täglich bei jungen Kolleginnen und Kollegen. Wir müssen Sie nur hören, fördern und (ein-)binden.