Heinrich Recken
„Die Möglichkeit, mit Menschen in einer für sie problembehafteten Situation zu interagieren, faszinierte mich…“
Meinen Berufsstart in der Krankenpflege habe ich, wie viele Männer aus meiner Generation, dem Zivildienst zu verdanken. Die Möglichkeit, mit Menschen in einer für sie problembehafteten Situation zu interagieren, faszinierte mich und führte dazu, dass ich 1974 mit meiner Krankenpflegeausbildung in einem Akutkrankenhaus begonnen habe. Meine weiteren Stationen brachten mich dazu, zuerst an einer Krankenpflegeschule als Lehrer zu arbeiten, später dann im Rahmen einer Weiterbildungsinstitution Pflegedienstleitungen auszubilden und als letzte Berufsstation an der Hamburger Fern-Hochschule als Dozent und Projektkoordinator zu arbeiten.
Gedankenanstöße
Ich habe mich, angestoßen durch die Veröffentlichungen von Hilde Steppe und im Kontakt mit ihr, sehr früh mit der Krankenpflege im Nationalsozialismus. Die Einbindung der Pflege in die nationalsozialistische Gesundheitspolitik führte dazu, mich immer wieder mit der aktuellen Gesundheitspolitik zu beschäftigen und die Position derjenigen einzunehmen, die selbst kaum oder gar keine Stimme im Konzert der beteiligten Interessengruppen haben. Autonomie und Selbstbestimmung sind für mich unverzichtbare Werte, die in allen pflegerischen und medizinischen Versorgungssituationen als Leitmaxime gelten müssen.
Was mich umtreibt
Ich habe die außerklinische Intensivpflege erst durch das dreijährige Forschungsprojekt „Pflegebrille“ (2016 – 2019) kennengelernt. Zu diesem Zeitpunkt war diese ein wenig normierter Versorgungsbereich im Gesundheitsbereich. Gerade die regulatorischen Versuche der letzten Jahre durch das GKV-IPReG, die auf eine Entmündigung von betroffenen Menschen abzielen, zeigen mir, dass es auch zukünftig notwendig ist, sich aktiv in politische Entscheidungsprozesse einzubringen. Hoffungsvoll stimmt mich das politische Engagement der Betroffenen gegen diese Reglementierungen. An der Ausgestaltung von Lebensqualität in den verschiedenen Versorgungsbereichen will ich weiter mitarbeiten.
Ich erwarte von der Pflege
Die Auseinandersetzung mit Studierenden des Pflegemanagements und der Pflegepädagogik über die Stellung der Pflege im Gesundheitssystem befruchteten meine Positionierung in der Pflegepolitik und sind mir wichtig im Rahmen der Professionalisierung den Berufsangehörigen zu vermitteln:
- dass sie sich nicht – wie im Nationalsozialismus – fast widerstandslos in eine Gesundheitspolitik einspannen lassen, die nicht das Wohl des Einzelnen sieht, sondern ökonomische Faktoren in den Vordergrund stellt.
- dass sie nicht Menschen ausgrenzt von einer Versorgung, die sich nicht mehr selbst oder nur eingeschränkt zu Wort melden können.
- dass sie ihre pflegerischen Entscheidungen an den ethischen Grundsätzen von Selbstbestimmung und Autonomie des zu Pflegenden orientieren.
- Dass sich die Pflege politisch emanzipiert und Gestaltungsprozesse in der Berufs- und Gesundheitspolitik aktiv beeinflusst.
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