Maria-Cristina Hallwachs
Vorbild und Beraterin
Schon als Kind bin ich ein lösungsorientierter Mensch gewesen, der die Dinge anpackt. Das bin ich auch mit hoher Lähmung und attestierter „Hilfslosigkeit“ (siehe Schwerbehindertenausweis) geblieben. Ich kann Probleme schnell erkennen, von ihrem äußerlichen Ballast befreien und dann eine praktische Lösung finden. Mit dieser Eigenschaft versuche ich, andere Menschen zu unterstützen, die in ähnlichen Situationen sind wie ich. Menschen mit hoher Querschnittlähmung, beatmete Menschen, solche, die 24 Stunden am Tag Assistenz um sich haben, oder auch diejenigen, die einfach mal jemanden zum Zuhören brauchen.
Was macht dich sprachlos?
Ich kann mich maßlos über Menschen aufregen, die immer nur auf andere schimpfen, selber aber keine Initiative ergreifen. Über diejenigen, die mit dem Finger auf andere zeigen, aber die sich selbst nie kritisch hinterfragen.
Außerdem teile ich gerne mein Wissen und meine Erfahrungen mit anderen, denn ich glaube daran, dass wir nur gemeinsam stark sind. Diese Eigenschaft gibt mir die Überzeugung, dass Cody die richtige Idee im richtigen Moment ist, und wir unbedingt gemeinsam daran arbeiten sollten.
Was hilft, wenn alles schief läuft?
Ich weiß, dass es viel Mut und Risikobereitschaft kostet, Abläufe und Routinen zu ändern. Besonders, wenn man, wie ich, in der Situation ist, sehr abhängig von Maschinen und von anderen Menschen zu sein. Um so motivierender ist es für mich, mich mit Menschen zu umgeben, die neugierig sind, in andere Richtungen denken und den Mut haben, Dinge auszuprobieren. Es gehört auch dazu, dass mal etwas nicht funktioniert oder ich ein Experiment abbrechen muss. Das hindert mich aber nicht daran, wieder neue Ideen zu entwickeln.
Wo steht die Pflege momentan?
Seit 1994 lebe ich mit Intensivpflege zu Hause in meiner eigenen Wohnung in Stuttgart. Seitdem hat sich viel geändert. Zu Beginn gab es für mich nicht sehr viele Menschen, die ich fragen konnte: „wie machst denn du das?“. Es gab keine Erfahrungen, auf die ich zurück greifen konnte, und keine Gesetze, die wir einhalten mussten, die mir aber vielleicht auch Sicherheit hätten geben können. Jetzt sind wir in einer Zeit angekommen, in der sich die verschiedenen Systeme etablieren und wir noch die Möglichkeit haben, an diesem Prozess mitzuwirken. Lasst uns gemeinsam diese Chance nutzen!
Leider nehme ich die häusliche Intensivpflege in zunehmendem Maße als Kampf wahr. Als Kampf um möglichst viel Geld mit möglichst wenig Arbeit und bitte ganz ohne persönlichen Einsatz! Ich fände es stärkend, wenn wir wieder zur ursprünglichen Idee zurückkehren würden: Alle Beteiligten möchten, dass es dem zu Pflegenden gut geht und er zufrieden ist. Und gleichzeitig möchten und dürfen alle dabei einen anständigen Lebensunterhalt mit guter und verantwortungsvoller Arbeit verdienen.
„Gute Pflege bedeutet für mich ganz persönlich, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können, weil meine Assistent*innen eine gute und verantwortungsvolle Arbeit auf meine Anweisung hin machen.“
Mehr zu Maria-Cristina Hallwachs: leben-mit-beatmung.de