Prof. Dr. rer. medic. Michael Isfort
Pflegeforscher und -entdecker
Ich bin, wie so viele meiner Generation, über den Zivildienst an die Pflege herangeführt worden. Beruflich wollte ich mal Musiker werden – heute dirigiere ich Pflegedaten mit dem Laptop und komponiere in Powerpoint. Nach 13 Jahren Schule hatte ich 1989 in der Pflege zum ersten Mal das Gefühl, etwas Sinnstiftendes zu tun und etwas, das mich erfüllt. Dieses Gefühl ist bis heute geblieben und ich erlebe es als Privileg das tun zu dürfen, was mich wirklich interessiert.
Der Pflege habe ich viel zu verdanken; auch, dass ich Dinge tun konnte, die es zu meiner aktiven Zeit in der Pflege im Krankenhaus noch gar nicht gab. Teil einer neuen Entwicklung zu sein, ist dabei überaus spannend. Über viele Umwege der Ausbildung in der Pflege, der Arbeit auf einer Intensivstation, dem Studium der Pflegepädagogik und der Arbeit als Lehrer in einer Pflegeschule bin ich seit 2008 als Professor für Pflegewissenschaft an einer Hochschule tätig und versuche mit meiner Arbeit nicht nur Studentinnen und Studenten der Pflege zu inspirieren, sondern mich aktiv an der Entwicklung der Pflege zu beteiligen. Mir sind dabei so viele tolle Leute begegnet, denen es immer um mehr ging als um kurzfristige Erfolge oder eigene finanzielle Vorteile. Dafür bin ich dankbar.
Das interessiert mich
Die Arbeit mit Menschen und mit Menschen, die sich für andere interessieren, ist ein echter Gewinn für mich. Inspirierend finde ich es, mich mit Menschen zu umgeben, die Ideale haben und Visionen. Menschen, die etwas entwickeln wollen und sich nicht zufrieden geben mit dem, was aktuell ist. Versorgungsmöglichkeiten neu zu denken, neu zu gestalten und nicht nur am Gewinn auszurichten, treibt mich weiter um. Zugänge zur Versorgung zu erleichtern und dabei beständig weiter zu lernen, interessiert mich. Hier ist auch die Verbindung zu CODY zu sehen. Das ist eine Innovation, die nötig ist und die zeigt, dass es eigentlich nur einer guten Idee und des festen Willens zur Umsetzung bedarf, um Chancen zu eröffnen. Hoffentlich sehen das viele andere auch so.
So blicke ich auf die Pflege
Die Pflege ist der größte Gesundheitsberuf in der Bundesrepublik. Komisch eigentlich, dass man von Pflegenden selbst so wenig hört und dass jenseits zahlreicher Lippenbekenntnisse aus der Politik ein echter Wille fehlt, konsequent für Veränderungen und Entwicklungen einzutreten und diese auch zu fördern. Ich bin nicht naiv. Natürlich ist die Gesundheitsversorgung ein Bereich, in dem hart umkämpft zahlreiche Lobbygruppen versuchen, Gesetze, Finanzierungen und Strukturen so zu gestalten und zu erhalten, dass sie möglichst weiter davon profitieren. Aber die Wirklichkeit der Versorgung wird uns einholen und die berufliche Pflege wird weiter an Bedeutung gewinnen, da bin ich mir sicher. Für diesen Bereich brauchen wir mehr als nur Hände, wir brauchen Köpfe und Konzepte, um Versorgung zu sichern und in der Qualität weiter zu entwickeln. In der Pflege braucht man Geduld, das habe ich gelernt, und Entwicklungen vollziehen sich in vielen kleinen Schritten der Evolution; eine Revolution wird ausbleiben.
Was lässt mich positiv in die Zukunft blicken?
Ich gehöre zu den Jahrgängen in der Pflege, die Teil einer Professionalisierung, einer Akademisierung der Pflege und einer Entwicklung sein dürfen, die die Generation vor uns angedacht hat und für die sie gestritten und gekämpft haben. Aber eigentlich sind wir immer noch Pioniere oder bestenfalls die, die versuchen können, den Mehrwert dessen sichtbar werden zu lassen. Mit der Pflege ist es wie mit dem Bau an einer Kathedrale: die Steinmetze kommen und gehen, aber fertig werden sie nie werden. Aktuell stimmt mich zuversichtlich, dass in der öffentlichen Debatte immer mehr Pflegende selbst zu Wort kommen; Pflegende, die sich gut darstellen können, die offensiv ihre Belange vertreten, die glaubhaft sind und die eine Idee von einer zukunftsorientierten Pflege haben. Das ist schön zu sehen, denn für alle guten Dinge braucht es tatkräftige Influencerinnen und Influencer.
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