Oswald Utz
Für diesen Job musst du ein Generalist sein!
Ich bin Oswald Utz, habe osteogenesis imperfecta und bin im Alltag auf einen Elektrorollstuhl und Pflege angewiesen. Meinen Assistenzbedarf (Pflege, Eingliederungshilfe, …) stelle ich im Arbeitgebermodell sicher. Zur Zeit bin ich der ehrenamtliche Behindertenbeauftragte der Stadt München und für dieses gewählte Amt von meiner Arbeitgeberin freigestellt. Die Herausforderungen in meinem Arbeitsalltag sind sehr vielfältig und abwechslungsreich, er spiegelt die sehr heterogene Gruppe von Menschen mit Behinderungen und deren Anliegen in unserer Stadtgesellschaft ganz gut wider. Mein oberstes Ziel ist es, das Thema „Menschen mit Behinderungen“ in die Stadtgesellschaft zu tragen. Dazu bin ich im Austausch mit Politik und Verwaltung, habe ein Büro in dem man sich zu Fragen rund um das Thema Behinderung beraten lassen kann und bin auch in etlichen Gremien und Runden, in denen ich versuche, das Thema Behinderung immer wieder als Querschnittsthema zu implementieren.
Ich verstehe meinen Job so, dass ich mich nicht um den Bordstein an der nächsten Ecke, der vielleicht zu hoch ist, kümmere. Ich möchte, dass wir strukturelle Veränderungen in unserer Stadt hinbekommen, die zu mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderungen führen und die nachhaltig sind.
Was macht dich sprachlos?
Ein Festhalten an Positionen und Meinungen, egal von welcher Seite, macht mich sprachlos. Meiner Ansicht nach ist vieles im Leben, egal ob beruflich oder privat, eine Haltungsfrage. Deshalb erfreut es mich immer besonders, wenn ich in meinem Alltag auf Offenheit meiner Mitmenschen treffe, auch wenn die Positionen sehr unterschiedlich sind. Wenn wir uns bemühen zu überlegen, wie es gehen könnte und uns nicht immer gegenseitig erzählen, was warum nicht geht. Wenn mir das in meinem Alltag immer wieder gelingt, freut mich das.
Was hilft, wenn alles schief läuft?
Prinzipiell tue ich mich schwer, hier einen Tipp oder Ratschlag zu geben. Ich bin, glaube ich, ein recht gelassener Mensch. Wenn etwas schief läuft, finde ich es nicht schlimm, denn „Scheitern ist ausdrücklich erlaubt.“ Wenn ich eine Hiobsbotschaft erhalte, versuche ich erst einmal „durchzuschnaufen“, um dann zu überlegen, was zu tun ist. Mehr und mehr komme ich zu der Überzeugung, dass es auch so sein darf, wie es gerade geschieht. Gelingt mir dies, bekomme ich Kraft, um die Dinge anzunehmen und anzugehen.
Wo steht die Gesundheitsversorgung momentan?
Nächste Frage bitte, ich bin doch ein Generalist und kein Spezialist 😉. Spaß beiseite, die Gesundheitsversorgung und bei vielen Menschen mit Behinderung letztendlich die Versorgung bedrückt mich sehr. Ich bin weit davon entfernt hier eine Lösung anbieten zu können. Ich befürchte, dass wir jetzt eine lange Zeit vor uns haben werden, wo wir einen Mangel zu managen haben. Und mein größter Wunsch ist, dass wir uns nicht gegenseitig versuchen die sehr begrenzten Ressourcen wegzunehmen sondern uns solidarisch zeigen. Um in dieses System der Gesundheitsversorgung wieder mehr Ressourcen zu bekommen ist es meiner Ansicht nach von großer Bedeutung auch über die Anhängigkeiten und Hierarchien zu sprechen, diese sind meiner Ansicht nach Teil des Problems und eben nicht nur das Thema Geld.
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